Freiburg und andere Katastrophen
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Der Spanner
Wenn du in’s Bad gehst, lösch ich schnell mein Licht
Du ziehst dich aus, du siehst mich nicht
Wenn du dich bückst, bin ich es, der in deine Bluse starrt
So viele Frauen hab ich schon gehabt auf diese Art
Wenn du nicht willst, lass alles an, es geht auch so
Ich komm schon zurecht in meiner privaten Peep-Show
Ich bin ein Spanner – wie obszön
Ich gehör zu denen, die lieber nur zusehen
Ich drehe meinen eigenen Film - Du spielst die Hauptrolle drin
Ich sammle Augenblicke, die nur mir gehören
Ich bleib im Schatten, ich will die Bilder nicht zerstören
Ich sammle Katastrophen, Alltägliches und immer wieder Frauen
Ich dräng mich nicht in’s Bild, ich will ja nur zuschauen
Wenn du nicht willst, lass alles an, es geht auch so
Ich komm schon zurecht in meiner privaten Peep-Show
Ich bin ein Spanner – wie obszön
Ich gehör zu denen, die lieber nur zusehen
Es gibt Leute, die sind nicht zum Schauspieler geboren
Die sind vor der Kamera verloren
Was heißt schon Voyeur in unserer Welt
Wir leben second-hand vor’m Fernsehbild
Auf Video heiraten und sterben wir - Ich mach nur mit, ich kann nichts
dafür
Ich will nur sehen, ich will nur sehen, ich will gar nichts berühren
Ich lass mich doch zu diesem Wahnsinn nicht verführen
Das Leben bestraft ohnehin die, die es zu sehr lieben
Da bin ich doch mit meinem Tribünenplatz ganz zufrieden
Ich schwöre dir, ich krümme niemanden ein Haar - ich will nur sehen …
Tschüß, Strandbad
An der Drehtür am Eingang hängt ein altes Plakat
Das Schild am Kiosk wirbt noch immer für Wurstsalat
In der Sammelumkleide stapeln Liegekissen
Das Netz am Volleyballfeld ist jetzt endgültig zerrissen
Das war’s, Strandbad, ich werde dich vermissen
Und der Wind treibt Blätter durch’s Schwimmerbecken
Auf der Rutsche sitzen Kräh’n
Für die DLRG gibt’s dieses Jahr nichts mehr zu retten
Das Strandbad macht zu, komm, lass uns geh’n
Die blonde Bademeisterin fliegt auf die Kanaren
Die Frau, die an der Kasse sitzt, wird operiert
Der Ringer-Weltmeister ist in’s Sonnenstudio gefahren
Nur die Oma mit der Badekappe sitzt im Faulerbad und friert
Es ist Abschied, Strandbad, ja, das hab’ ich wohl kapiert
Und der Wind treibt Blätter durch’s Schwimmerbecken
Nebenan im Drysamstadion
Versucht der SC sich in die Winterpause zu retten
Okay, Strandbad – das war’s dann wohl
Und der Wind treibt Blätter …
Cowboys
In seinen Augen glänzt die Prairie
Seine Haut atmet den Schweiß von Vieh
Er liebt nur sich und sein Pferd
Nachts sind sie beide ungestört
Der letzte Cowboy ist aus edlem Holz
Einer ganzen Spezies letzter Stolz
Harte Schale – weicher Kern
Sein Weg so weit, sein Ziel so fern
Der letzte Cowboy pisst im Stehen
Dem letzten Cowboy kann keine widerstehen
Er hält was er verspricht, steht seinen Mann
Wenn er danach überhaupt noch stehen kann
Wir letzten Cowboys sind die letzten Männer
Keine Lullies, keine Psychohänger
Keine Ladehemmung im Colt
Jeder Schuss gezielt und gewollt
Marathonmann
Ich bin am Ufer der Drysam daheim
Ich kenn dort jeden Kilometerstein
Ich hab dort meine Runden runtergeklotzt
Hunderttausend Baby-Joggern getrotzt
Jeden Kiesel hab ich dort schon berührt
Flaschenlager, Liebespaare aufgespürt
Ich bin wie alle um mein Leben gerannt
Das Herz in der Hose und den Pulsmesser an der Hand
Ich bin der König vom Drysam-Damm
Ganz genau, ich bin der Marathonmann
Ein Dauerläufer, ein Auslaufmodell
Aber im Bett – da bin ich ganz schön schnell …
Ich wurde auf dem Trimm-Dich-Pfad gezeugt
Mit Multivitaminsaft gesäugt
Deshalb ist meine Muskulatur so schön glatt
Damit mach ich jeden Nordic-Walker platt
Ich bin als Läufer nämlich ausgebufft
Kein Loser in TCM-Kluft
Den Tchibo-Jogger, den erkennst du blind
Sein Funktionswäscheschweiß stinkt Meilen gegen den Wind
Ich bin …
Rieselfeldmeile und New York –
Kein Problem, da war ich überall schon dort
Der Läufer lebt im Freien, bildet gerne Rudel
Sein natürlicher Feind ist Frauchen mit dem Pudel
Denn schlimmer noch als jede Atemnot
Ist mitten auf der Strecke Hundekot
Auf meinem Weg zum Runner’s High
Setz ich eine Million Endorphine frei
Unterwegs nach Süden
Wir sind unterwegs nach Süden, wollen heute bis zum Meer
Trinken roten Wein aus Flaschen, der uns hier zu billig wär’
Tragen Anzüge aus Leinen, schlafen nachts am Strand
Und setzen dort am Tag Traumschlösser in den Sand
Wir sind unterwegs nach Westen, machen jetzt das große Geld
Haben unsern Schalter auf „erfolgreich“ eingestellt
Suchen im Mittelklasse-Dschungel nach dem Inka-Schatz
Finden die Titanic doch nur am alten Ankerplatz
Wir sind unterwegs nach Osten, wollen die Sonne aufgeh’n seh’n
Bewegen uns in unsre Mitte, woll’n uns nicht im Wege steh’n
Blicken über unseren Horizont, finden zu uns selbst
Erweitern spielend das Bewusstsein, das uns noch gefangen hält
Wir sind unterwegs nach Norden, wissen gar nicht wo’s lang geht
Weil sich unsere Kompassnadel nicht vom Fleck bewegt
Wir treiben auf Eisschollen auf’s offene Eismeer raus
Machen’s uns dort gemütlich, nehmen das halt als Zuhaus’
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